© Christian Ernst
GELEHRTE GEDULD
Delikate Weine benötigen Geduld, sagt Stefan Meyer. Und Talent, sagen wir
Das Städtchen Rhodt unter Rietburg trägt das Burgund bereits in seinem Ortsschild. Rhodt ist Partnerstadt von Vougeot an der Côte-dʹOr. Dabei hat Stefan Meyer sein Heimatdorf mit einem Wein in der Szene bekannt gemacht, den man gemeinhin in die Côtes-Rôtie verortet. Der 33-jährige Weinbautechniker zeigt ein ausgesprochen feines Händchen für die Sorte Syrah. Derart dunkelfruchtig und enorm pfefferwürzig würden sie in manch einer Syrah-Blindprobe für eine Sensation sorgen. Nur 30 Are hat Meyer mit der Rhône-Varietät bestockt, eine Garantie auf Gelingen besitzt er aber nicht. In feuchten Jahren neigt die Varietät rasch zu Fäulnis, die im schwierigen Jahr 2013 die gesamte Ernte dahinraffte. Doch Meyer verzagte nicht, sondern lieferte nur ein Jahr später den feinsten Syrah seiner noch jungen Winzer-Karriere ab.
Obwohl Meyer bereits die volle Verantwortung für den Familienbetrieb trägt, strahlt er eine bemerkenswerte Ruhe und Gelassenheit aus. Da nimmt es auch nicht wunder, dass ihm bemerkenswert subtile Chardonnays gelingen. Die Brücke zum Burgund lässt sich mit diesen Weinen nun auch vortrefflich schlagen (obgleich Chardonnay in Vougeot eine Rarität ist). Soviel Feinheit und Mineralik benötigt Fingerspitzengefühl.
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Stefan Meyers Weine mag man geschmacklich am besten mit einer pikanten Eleganz beschreiben.
»Chardonnay lese ich lieber ein bisschen früher und nicht zu reif«, sagt Meyer. Gegenüber seiner Nachbarschaft verhält er sich ohnehin in letzter Zeit antizyklisch, wenn er etwa die Photosynthese seiner jungen Chardonnay-Anlage durch niedrige Laubwände drosseln will und sich bei der Lese weniger um Oechsle als um einen möglichst niedrigen ph-Wert sorgt. Der schützt später bei der Spontangärung vor lästigen Fremdtönen und gibt eine grobe Auskunft über die schmeckbaren Säuren im Wein. Meyers Weine mag man geschmacklich am besten mit einer pikanten Eleganz beschreiben. Dass er seinen Basis-Weinen ebenso große Aufmerksamkeit schenkt, sieht man der stilvollen »3/4 Liter«-Serie nicht nur an, sondern schmeckt man auch sofort. Geduld sei genau jene Tugend, sagt Meyer, die ihm sein Beruf gelehrt habe. Zusammen mit einer gehörigen Portion Talent dürfen wir uns auf eine äußerst schmackhafte Zukunft freuen.